Tyrosin: Die Aminosäure für Körper und Geist
Tyrosin ist eine wichtige Aminosäure für den menschlichen Körper. Sie kann sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen. Auch mit der Aufmerksamkeit und Konzentration wird L-Tyrosin in Verbindung gebracht. Wann eine Supplementierung für dich sinnvoll ist und was die Aminosäure im Körper bewirkt, erfährst du in unserem Ratgeber!
Was ist L-Tyrosin?
Bei Tyrosin handelt es sich um eine Aminosäure. Diese wird auf natürliche Weise im Körper gebildet. Dennoch ist L-Tyrosin semi-essentiell. Dies bedeutet, dass die Synthese nur in begrenztem Maße stattfinden kann. Daher ist es wichtig, dass Tyrosin auch aus externen Quellen konsumiert wird. Neben einer ausgewogenen Ernährung kann auch die Supplementierung über Mikronährstoffpräparate sinnvoll sein. Synthetisiert wird L-Tyrosin aus einer anderen Aminosäure, die vielen Menschen etwas besser bekannt ist. Denn um Tyrosin bilden zu können, braucht der Körper Phenylalanin. Hierbei handelt es sich übrigens um eine essentielle Aminosäure. Damit du ausreichend mit L-Tyrosin versorgt bist, musst du deinem Körper also unbedingt Phenylalanin über externe Quellen zuführen.
Es gibt übrigens keinen Unterschied zwischen Tyrosin und L-Tyrosin. Für den menschlichen Körper kann nur die L-Form der Aminosäure verarbeitet werden. Daher wird der Zusatz häufig einfach weggelassen. Es ist nämlich ohnehin klar, dass im Zusammenhang mit der Ernährung mit Tyrosin automatisch die L-Form der Aminosäure gemeint ist.
Welche Funktion hat Tyrosin im Körper?
Tyrosin hat verschiedenste Aufgaben und Funktionen im Körper. Die Aminosäure dient dabei als wichtiger Baustein verschiedenster Prozesse und spielt im Hormonhaushalt eine wichtige Rolle. [1] So werden unter anderem die folgenden Hormone und Pigmente aus Tyrosin gebildet:
- Dopamin: Der Neurotransmitter ist auch als Glückshormon bekannt. Dopamin wird mit Wohlgefühl, Belohnung und Motivation in Verbindung gebracht. Es reguliert das Belohnungs- und Lustzentrum im Gehirn. Doch auch für die Motorik und das Gedächtnis ist das „Glückshormon“ besonders wichtig [2]
- Adrenalin und Noradrenalin: Diese Hormone sind überlebenswichtige Neurotransmitter und sind als Stresshormone bekannt. Sie werden unter anderem in Gefahrensituationen ausgeschüttet. [3]
- Schilddrüsenhormone: Die verschiedenen Schilddrüsenhormone sind in erster Linie für die Regulierung des Stoffwechsels verantwortlich. [4]
- Melanin: Das Pigment ist verantwortlich für die Farbgebung deiner Augen, Haut und Haare. [5]
Sowohl der Dopaminspiegel als auch der Adrenalin- und Noradrenalinspiegel können durch eine regelmäßige Einnahme von Tyrosin erhöht werden. So könnte unter anderem die Zufriedenheit gesteigert werden. Aber auch das Gedächtnis sowie die psychische Leistung in Stresssituationen können durch einen höheren Wert der drei Hormone verbessert werden. [6]
Dass Tyrosin für einen klaren Kopf sorgen kann, haben bereits die US-Armee sowie die NASA erforscht. Aus diversen Studien ging auch relativ deutlich hervor, dass die Aminosäure der körperlichen Erschöpfung entgegenwirken kann. [7] Du wirst zwar vermutlich keine kräftezehrenden Aufgaben auf über 4.000 Höhenmetern durchführen, jedoch lässt sich diese Erkenntnis natürlich auch auf den Alltag ummünzen. In den Studien wurde Kälte als Stressfaktor eingesetzt. Andere Stressfaktoren können aber natürlich auch Zeitdruck, Nervosität oder Prüfungsangst sein. Tyrosin könnte dabei das Gedächtnis ankurbeln und die Gehirnleistung erhöhen. [8]
Welche Wirkungen kann L-Tyrosin haben?
Vielleicht ist Stress auch in deinem Alltag nahezu allgegenwärtig. Ob bei der Arbeit, mit den Kindern oder in der Schule. Wenn du unter Stress funktionieren musst, beeinträchtigt das langfristig die Leistung. Das Gehirn braucht eine Pause, reagiert mit Gedächtnislücken, Konzentrationsschwierigkeiten oder Problemen beim Lernen. L-Tyrosin spielt genau hierbei eine wichtige Rolle. Erfolge zeigen sich bei einer Supplementierung vor allem im Arbeitsgedächtnis, einem Bestandteil des Kurzzeitgedächtnisses. [9] Dieser Teil des Gehirns ist maßgeblich für die Konzentration verantwortlich und spielt sowohl im schulischen Alltag als auch im Berufsleben eine wichtige Rolle. Eine Supplementierung von L-Tyrosin kann dazu führen, dass du unter Stresssituationen besser funktionierst und die volle geistige Leistung abgerufen werden kann. Dadurch verringert sich die Fehlerquote und dein Gedächtnis kann besser abgerufen werden. [10]
Auch die kognitiven Fähigkeiten können durch eine Supplementierung von L-Tyrosin steigen. [11] Zwar gibt es auch Indizien, dass die Aminosäure auch für die körperliche Leistungsfähigkeit eine Rolle spielt. Die wissenschaftliche Studienlage hierzu ist jedoch noch recht dünn. Klar ist jedoch, dass gesteigerte kognitive Fähigkeiten die Motorik verbessern und Aufgaben so schneller erledigt werden können.
Auch bei psychischen Krankheiten kann Tyrosin eine Rolle spielen. Depressionen etwa können etwa dann entstehen, wenn Neurotransmitter aus dem Gleichgewicht geraten. Die Aminosäure hingegen kurbelt zahlreiche dieser Neurotransmitter an. Daher ist es möglich, dass L-Tyrosin einer Depression vorbeugen beziehungsweise die Symptome lindern kann. [12] Vor allem, wenn die Depression mit einem Dopaminmangel einhergeht, kann Tyrosin deutliche klinische Vorteile mit sich bringen. [13] Eine Einnahme sollte hierbei aber stets mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Psychische Erkrankungen sind sehr komplex und individuell. Eine alleinige Heilung ist durch entsprechende Präparate in der Regel nicht möglich.
Die Top-10-Lebensmittel mit hohem L-Tyrosin-Gehalt
Bevor die Aminosäure im menschlichen Körper nachgewiesen werden konnte, wurde sie in Käse entdeckt. Käse ist besonders reich an Tyrosin und spielt eine wichtige Rolle, wenn du deinen Bedarf extern decken möchtest. Grundsätzlich ist eine ausgewogene Mischkost besonders empfehlenswert, um Tyrosin aufzunehmen. Denn neben Käse findet sich die Aminosäure vor allem auch in Fleisch und Fisch. Ob Kochschinken, Lachs oder Schweineleber. Wenn du tierische Produkte zu dir nimmst, kann der Tyrosin-Spiegel in der Regel hoch gehalten werden.
Auch als Vegetarier kannst du aufgrund des Käses den täglichen Bedarf decken. Ist Käse nicht ganz so dein Fall, kannst du auch auf Eier zurückgreifen, um dich mit Tyrosin zu versorgen.
Etwas schwieriger hingegen wird es für Veganer. Wenn tierische Produkte aus dem Speiseplan wegfallen, ist die Versorgung mit ausreichend Tyrosin oft schwierig. Besonders reich an der Aminosäure sind Hülsenfrüchte wie Erbsen und Sojabohnen. Auch Erdnüsse, Haferflocken und Mandeln weisen einen hohen L-Tyrosin-Gehalt auf. In Obst und Gemüse ist die Aminosäure hingegen kaum zu finden.
Für eine bessere Übersicht haben wir dir auch noch eine Top-10-Liste erstellt: [14]
Lebensmittel | Tyrosin-Gehalt in mg pro 100 g |
Parmesan | 1.750 |
Gouda | 1.480 |
Sojabohnen | 1.250 |
Erbsen | 1.220 |
Erdnüsse | 1.190 |
Kochschinken | 940 |
Schweinefleisch | 910 |
Rindfleisch | 890 |
Linsen | 840 |
Lachs | 720 |
Gibt es einen Mangel an Tyrosin?
Ein Mangel an Tyrosin ist zwar selten, kann aber dennoch auch bei gesunden Erwachsenen und Kindern auftreten. Dabei zeigen sich oft vielfältige Symptome. Von einem geschwächten Immunsystem über Gedächtnisstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen können diverse Beschwerden auf einen L-Tyrosin-Mangel hindeuten. [15] Ob ein Mangel besteht, kann ganz einfach in einem Bluttest nachgewiesen werden.
Wer ist von einem L-Tyrosin-Mangel betroffen?
Besonders häufig von einem Mangel betroffen sind Patienten mit Phenylketonurie. Bei der Erbkrankheit fehlt ein Enzym zur Bildung von Phenylalanin-Hydroxylase. Dieses Enzym ist maßgeblich an der Synthese von Phenylalanin zu Tyrosin beteiligt. Bei der Krankheit sammelt sich das Phenylalanin im Körper an, ohne dass es in Tyrosin umgewandelt werden kann. Patienten müssen die Aminosäure L-Tyrosin dann supplementieren, um den Körper ausreichend damit versorgen zu können. [16]
Auch Menschen mit einer sehr einseitigen und proteinarmen Ernährung können von einer Unterversorgung und in weiterer Folge auch von einem Mangel betroffen sein. Auch Veganer können von einer Unterversorgung betroffen sein, da vor allem tierische Produkte reich an Tyrosin sind.
Wenn dem Körper zu wenig Phenylalanin zugeführt wird, kommt es in weiterer Folge auch zwangsläufig zu einer Unterversorgung mit L-Tyrosin. Da Phenylalanin für die Synthese der Aminosäure benötigt wird, äußert sich ein Mangel in einer verringerten Produktion von Tyrosin.
Bedarf an L-Tyrosin und Dosierung
L-Tyrosin wird sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter benötigt. Dabei ist der Bedarf von Kleinkindern deutlich höher als jener von Erwachsenen. Dieser liegt zwischen 60 und 70 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Im Vergleich zu Erwachsenen ist das mindestens die doppelte Menge. Wie viel Tyrosin genau benötigt wird, hängt aber individuell von Person zu Person ab. Als obere Grenze sollten nicht mehr als 100 mg pro Kilogramm Körpergewicht eingenommen werden. In dieser Dosis ist auch eine Langzeitanwendung möglich, um von den vielen Vorteilen der Aminosäure zu profitieren. [17] Jedoch sollte dies nur in Abstimmung mit einem Arzt so hochdosiert erfolgen. In der Regel reichen 1 Gramm – 4 Gramm pro Tag aus. Besonders wirksam ist die Supplementierung, wenn die Einnahme rund eine Stunde vor einem stressigen Ereignis erfolgt. Vor allem bei Prüfungen oder Vorträgen kann so eine gezielte Einnahme erfolgen. [18]
Wenn du Tyrosin für die körperliche Leistungssteigerung einnimmst, braucht es in der Regel eine höhere Dosis. Hierbei werden rund eine Stunde vor dem Training bis zu 2 Gramm eingenommen. [19]
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Auch wenn die Einnahme von Tyrosin grundsätzlich als unbedenklich gilt, kann es zu Nebenwirkungen kommen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Aminosäure über längere Zeit hinweg deutlich überdosiert wird. Wenn du regelmäßig Medikamente einnimmst, sollte eine Supplementierung vorab mit dem Arzt besprochen werden. Es gibt nämlich einige Wechselwirkungen, die durchaus auch gefährlich werden können.
- Bei der Einnahme von Monoaminoxidase-Hemmer kann es durch eine Supplementierung von Tyrosin zu gefährlich hohem Blutdruck kommen. [20]
- Wenn du Medikamente zur Regulierung der Schilddrüse einnimmst, kann Tyrosin den gegenteiligen Effekt haben. Die Aminosäure ist nämlich ein wichtiger Baustein für Schilddrüsenhormone.
- Bei der Einnahme von L-Dopa gegen Parkinson kann eine Supplementierung die Wirksamkeit des Medikaments hemmen.