L-Lysin: Aminosäure mit umfassenden Aufgaben
L-Lysin ist eine der wichtigsten Aminosäuren im Bereich der Bildung von Proteinen. Schon alleine aus diesem Grund ist Lysin an vielen verschiedenen Vorgängen im Körper beteiligt. Es kann dabei Herpes lindern und dafür sorgen, dass Schmerzmittel wie Ibuprofen eine schnellere Wirkung zeigen. Kinder haben dabei einen deutlich höheren Bedarf als Erwachsene. Wir zeigen dir, in welchen Lebensmitteln besonders viel L-Lysin enthalten ist, welche Symptome auf einen Mangel hinweisen und vieles mehr.
Was genau ist Lysin?
Damit dein Körper funktionieren kann, benötigt er Proteine. Sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass Muskeln gebildet und aufrechterhalten werden können. Zudem finden sich Proteine in jeder Zelle des Körpers und bilden Rezeptoren für Botenstoffe. Doch Proteine können nicht einfach so gebildet werden. Sie benötigen Aminosäuren, die an der körpereigenen Herstellung beteiligt sind. Lysin ist dabei eine der wichtigsten Aminosäuren im Bereich der Herstellung von Protein. [1] Dabei handelt es sich bei Lysin um eine essentielle Aminosäure. Das heißt, das Lysin kann nicht selbstständig vom Körper gebildet werden. Es bedarf einer ausgewogenen Ernährung und bei Bedarf einer Supplementierung, um die Aminosäure aufnehmen zu können. Dabei sind vor allem tierische Proteine die Hauptquelle für Lysin. Nach der Aufnahme wird L-Lysin über die Darmschleimhaut im Körper aufgenommen. Wird dabei zu viel von der Aminosäure konsumiert, scheidet der Körper den Überschuss über die Nieren und den Harn wieder aus.
Welche Funktion hat L-Lysin im Körper?
Lysin ist ein wichtiger Baustein von Proteinen. Dadurch hat die Aminosäure vielfältige Aufgaben im Körper. Aufgrund der umfassenden Wirkung ist es besonders wichtig, dass du deinen täglichen Bedarf an L-Lysin deckst.
Besonders wichtig ist die Aminosäure bei der Bildung von Elastin und Kollagen. Dabei handelt es sich um Proteine, die im Bindegewebe des menschlichen Körpers vorkommen. Elastin verleiht dem Gewebe elastische Eigenschaften, während Kollagen für seine Festigkeit verantwortlich ist. [2] Diese beiden Proteine bilden gemeinsam die Grundlage für eine straffe Haut und feste Knochen. Doch auch für die Elastizität von Blutgefäßen und Sehnen spielt L-Lysin indirekt eine wichtige Rolle. Ein schwaches Bindegewebe kann zudem Cellulite fördern und die Muskeln anfälliger für Verletzungen machen. Auch weitere Proteine wie
- Hämoglobin,
- Lipoproteine,
- Transferrin,
- und Albumin
werden mithilfe der Aminosäure gebildet.
Der Körper benötigt Lysin zudem auch, um L-Carnitin selber produzieren zu können. L-Carnitin wiederum ist für den Energiestoffwechsel und die Fettverbrennung unerlässlich. [3]
Die Aminosäure findet sich zudem im Schmerzmittel Ibuprofen. Der Wirkstoff kann nämlich nur über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Mithilfe der Wirkung von Lysin wird dieser Vorgang beschleunigt und das Schmerzmittel kann schneller im Organismus aufgenommen werden. [4]
Beim Immunsystem spielt L-Lysin zwar nur eine Nebenrolle. Eine ausreichende Zufuhr sollte aber vor allem auch während der Grippezeit nicht vernachlässigt werden. Hier bildet die Aminosäure gemeinsam mit Vitamin C, Magnesium und Zink einen starken Abwehrkomplex. [5]
Welche potenzielle Wirkung hat L-Lysin?
Wenn du häufig an Herpes leidest, solltest du der Wirkung von L-Lysin ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Die Aminosäure wirkt potentiell gegen diese Viren. Somit ist L-Lysin der direkte Gegenspieler zu Arginin und sollte bei einer Einnahme kombiniert werden. Diese benötigt das Herpes-Virus nämlich, um sich ausbreiten zu können. Das Lysin verdrängt das Arginin und sorgt so dafür, dass die Ausbreitung des Virus gestoppt wird. Doch nicht nur die Symptome lassen sich mit L-Lysin schneller lindern. Auch einem Ausbruch von Herpes kann durch einen hohen Aminosäuren-Gehalt im Körper vorgebeugt werden.[6]
Die wissenschaftliche Studienlage ist hierbei aber nach wie vor dünn. Damit Herpes im Zaum gehalten werden kann, solltest du in jedem Fall auch auf andere Art und Weise dein Immunsystem schützen. Auch bei der körpereigenen Verarbeitung von Kalzium wird die Aminosäure gebraucht. Das Kalzium wird in die Zähne und Knochen transportiert und sorgt dort für die nötige Stabilität. [7]
Auch auf die Psyche kann die Wirkung von Lysin positiv sein. Studien legen nahe, dass durch einen hohen Lysin-Wert Angstgefühle unterdrückt werden können. Dabei steht vor allem das Stresshormon Cortisol im Fokus. Dieses soll von Lysin gehemmt werden und somit für eine Verbesserung einer Angststörung führen. Erste wissenschaftliche Indizien deuten auch darauf hin, dass Lysin sogar bei Schizophrenie einen positiven Einfluss auf die Krankheit haben kann. [8]
Welche Lebensmittel weisen einen hohen Gehalt an Lysin auf?
Wie die meisten Aminosäuren ist der Gehalt von L-Lysin vor allem in tierischen Lebensmitteln besonders hoch. Hier zählen gekochter Schinken, Karpfen oder auch Hühnerfleisch und Schweineleber zu den absoluten Spitzenreitern. Doch auch in Nüssen, Hülsenfrüchten und Getreide findet sich die Aminosäure. In unserer Top-10-Tabelle haben wir dir die Produkte mit den höchsten Werten an L-Lysin aus den verschiedensten Bereichen aufgelistet[9]:
Lebensmittel | Lysin-Gehalt in mg pro 100 g |
gekochter Schinken | 2.320 |
Sardinen in Öl | 2.240 |
getrocknete Sojabohnen | 1.900 |
Schweineleber | 1.830 |
Makrele | 1.730 |
Bohnen | 1.870 |
Kichererbsen | 1.370 |
Erdnüsse | 1.100 |
Kartoffelchips | 400 |
Steinpilze | 190 |
Lysinmangel: Wie wahrscheinlich ist eine Unterversorgung?
Da Lysin nicht selbst vom Körper gebildet werden kann, ist ein Mangel durchaus denkbar. Aufgrund der vielen wichtigen Funktionen sollte der Lysin-Wert stets möglichst hoch gehalten werden. Dazu solltest du dich in jedem Fall ausgewogen Ernährung. Bei Erwachsenen spielt ein Lysin-Mangel zudem nur etwas seltener eine Rolle, weil der Bedarf ab der Volljährigkeit weniger hoch ist. Vor allem Kinder und Jugendliche können aufgrund des höheren Bedarfs aber öfter betroffen sein. [10] Offizielle Zahlen zu einem Mangel der Aminosäure gibt es bislang nicht.
Festgestellt werden kann der Mangel dabei über einen einfachen Bluttest. Dabei weist vor allem ein niedriger Carnitin-Wert auf einen möglichen Mangel hin. Wenn du unter Herpes leidest, können auch häufige Fieberblasen auf einen L-Lysin-Mangel hindeuten. [11] Bei Kindern kann sich ein Lysin-Mangel auch in Wachstumsstörungen zeigen. Da die Aminosäure stark an die Bildung von Proteinen gekoppelt ist, kann ein Mangel für eine verringerte Zellteilung sorgen. [12]
Weitere Symptome bei einem Lysin-Mangel können
- Übelkeit,
- Müdigkeit und Leistungsabfall,
- rote Augen
- oder auch Haarausfall sein. [13]
Da die Palette an auftretenden Symptomen relativ breit ist, sollte ein eventueller Mangel vorab stets abgeklärt werden. Nur so lässt sich sicherstellen, ob es tatsächlich einen erhöhten Bedarf gibt.
Mögliche Risikogruppen für einen Mangel an Lysin
L-Lysin kommt, wie viele andere Aminosäuren auch, vor allem in tierischen Produkten in hoher Konzentration vor. Bei diversen Fleisch- und Fischsorten liegt der Lysin-Wert bei über 2 g pro 100 Gramm. Natürlich gibt es auch pflanzliche Lebensmittel wie Bohnen und Kichererbsen, die einen relativ hohen Lysin-Gehalt aufweisen. Dennoch ist der Anteil in pflanzlichen Lebensmitteln potenziell geringer, weswegen Veganer und Vegetarier zur erweiterten Risikogruppe zählen. [14]
Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an L-Lysin erhöht. Gleichzeitig wird aber von einer therapeutischen Dosierung abgesehen. Das bedeutet, dass dein Körper zwar einen leicht erhöhten Bedarf aufweist. Eine stark erhöhte Dosis der Aminosäure sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit aber nicht eingenommen werden. [15] Hierfür gibt es bislang noch keine ausreichende Datenlage.
Kinder können ebenfalls von einem Lysin-Mangel betroffen sein. Hierbei ist es besonders wichtig, dass du als Elternteil auf eine ausgewogene Ernährung achtest. Doch auch eine Supplementierung ist bei Kindern möglich. Diese sollte vorab aber stets mit dem Kinderarzt abgesprochen werden und nur bei Bedarf erfolgen. Eine Lysin-Therapie kann bei Babys und Kindern zudem auch in Form von Infusionen erfolgen. Auch dies ist natürlich nur nach ärztlichem Anraten möglich.
Bei Bedarf lässt sich L-Lysin auch supplementieren. Lysin-Supplemente werden bei Erwachsenen vor allem dafür eingesetzt, um die Häufigkeit von Herpes-Infekten zu vermindern. Die Einnahme von Mikronährstoffen kann dabei sowohl proaktiv als auch bei einem akuten Mangel sinnvoll sein.
Bedarf an L-Lysin und die richtige Dosierung
Der tägliche Bedarf an L-Lysin liegt bei rund 30 mg pro kg Körpergewicht für Personen ab 18 Jahren. Da die Aminosäure maßgeblich an der Bildung von Proteinen beteiligt ist, haben Babys, Kinder und Jugendliche einen deutlich höheren Bedarf. Säuglinge sollten rund 64 mg pro kg Körpergewicht zu sich nehmen, Kinder bis 4 Jahre immerhin noch 45 mg. Ab dem vierten Lebensjahr reduziert sich der Bedarf auf rund 35 mg. [16] Auch in der Schwangerschaft und während der Stillzeit zeigt sich ein erhöhter Bedarf an L-Lysin. Die Dosierung sollte dabei stets auf deine individuelle Situation abgestimmt werden. Ein Mangel verlangt nach einer höheren Dosierung als eine proaktive Einnahme. Im Regelfall wird Lysin täglich mit 1-3 Gramm eingenommen. In Akutfällen kann die Dosierung höher ausfallen, sollte aber mit einem Arzt besprochen werden.
Von einer zeitgleichen Einnahme von L-Lysin und L-Arginin ist abzuraten. Die beiden Aminosäuren beeinflussen und hemmen sich gegenseitig in der Aufnahme. Eine regelmäßige Einnahme von Arginin kann die Aufnahme des L-Lysins hemmen. Sollten beide Aminosäuren eingenommen werden, dann bietet sich ein zeitlicher Abstand von etwa 3 Stunden an.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen beachten
Eine Überdosierung von L-Lysin sollte in jedem Fall vermieden werden. Es gibt einige Nebenwirkungen, die bei einer länger andauernden Überdosierung auftreten können. Von der Störung der Blutgerinnung bis hin zur Funktionsstörung der Nieren können teils schwerwiegende Erkrankungen die Folge sein. Auch der Blutzucker kann durch eine dauerhaft erhöhte Einnahme der Aminosäure aus dem Gleichgewicht geraten. Dabei werden in der Regel, bei einer Einnahme von 3 g täglich, keine Nebenwirkungen auftreten. Dennoch sollte keinesfalls einfach zur möglichen Höchstdosis gegriffen werden und ebenfalls auch einmal eine Pause von mehreren Tagen eingelegt werden.